Axel Zwingenberger

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Boogie und Dampf

 

Zischender Dampf und rollende Bässe -
Boogie Woogie und die Dampflok


Bluesmusik ist ein Kind des Eisenbahnzeitalters; viele ihrer Texte erzählen von der Geschichte und den Geschichten links und rechts der Gleise. Seit über hundert Jahren hat die Eisenbahn ihren festen Platz in dieser Musikwelt, seit die frühen Blues- Wandermusiker sich mit den Farbigen aus den Südstaaten der USA als schwarzfahrende "Hobos" nach Norden aufmachten, und der Dampfzug zum Symbol des Aufbruchs in Richtung einer erhofften Freiheit wurde. Die damals entstandenen Eisenbahn-Bluesthemen begründeten eine eigene musikalische Tradition, die bis heute von kreativen Musikern weitergeführt wird. Die Spielart des Blues, die tatsächlich den Dampfzug mit rollendem Rhythmus vor das geistige Auge führt, ist der Klavier-Boogie Woogie. Die Musik wirkt lautmalerisch: die rollenden Bässe der linken Hand geben den Rhythmus der Räder, des Triebwerks, das Rattern der Gleise wieder. Wilde Akkordfolgen, Triller und Tremoli der rechten Hand wirken wie das Donnern des Auspuffschlags, das Zischen des Dampfes, der Ton der Signalpfeife. Dunkle Klänge der Bluesmelodien malen die schwarzen, rußigen Riesen, den schweren Güterzug, den Nachtexpress . . . All das wird wie bei der Dampflok mit richtiger Handarbeit am Klavier zum Leben erweckt, genauso wenig durch computergesteuerte Synthesizer- Künstlichkeit erzeugt wie eine Dampflokomotive per Knopfdruck gefahren wird. „Lange Strecken“ fordern den Spieler am Klavier genauso wie die Lok und ihre Mannschaft – auch ein Boogie Woogie-Pianist muss sich dann richtig in die Eisen legen.“


Axel Zwingenberger in seinem Buch

«Vom Zauber der Züge»